Männer und Frauen sind anders!

Warum unterscheidet sich das Coaching von Frauen und Männer?

Foto: Pixabay | be4te

Auf einem europäischen-Gender-Kongress hatte ich eine sehr spannende Unterhaltung mit zwei weiblichen Coaches. Der Erfahrungs- und Meinungsaustausch war so interessant, dass wir zwei ganze Kongress-Slots verpassten.

Wahrscheinlich wären die beiden Seminar-Slots auch sehr interessant gewesen, jedoch war das Gespräch einfach faszinierend und fesselnd.

Wir diskutierten, warum unsere Kunden zwischen männlichen und weiblichen Coaches unterscheiden? Warum sie für verschiedene Themengebiete jeweils unterschiedliche Geschlechterrollen bevorzugen?

Spontan viel mir dazu ein Artikel aus dem Magazin „Die Zeit“ ein. Er erschien im letzten Jahr und behandelte das Thema Frauen und die Schwierigkeiten auf dem Karrierepfad in der männlich dominierten Welt. Der Artikel beschäftigte sich mit den differenzierten Karriereaussichten der Geschlechter und warum dies so ist. Viele der Fragestellung waren sehr ähnlich derer unserer Diskussion.

Unsere große Frage lautet,

Gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern auf Coach und auf Coachee Seite?“

Ich bin der Meinung, da es sich um zwei differenzierte Geschlechter handelt, wirkt sich das natürlich auf jede Alltagssituation aus. Sowohl durch das Geschlecht, die Prägung und die Sozialisierung werden unterschiedliche Anleihen mitgegeben.

Auch wenn wir deutlich zu wenig Frauen in Führungsrollen oder verantwortungsvollen Rollen im Berufsleben haben, kann man doch nicht immer den Männern die Schuld geben. Das wäre zu einfach, zu platt und zu polemisch. Ob die Quotenfrau da weiterhilft, weiß ich auch nicht wirklich, wer möchte schon gerne Quotenfrau sein.

Aber kommen wir zurück zum Thema worin unterscheidet sich der weibliche und männliche Coachee? Welche Problemstellungen bringt sie/er mit? Welche Fragen möchten sie/er beantworten? Welches Geschlecht bevorzugt der Coachee bei der Auswahl seines Coaches, Mentor oder Sparringpartners?

Viele Fragen und keine einfachen Antworten, dennoch haben wir in der Diskussion einiges herausgefunden. Bei den Problemstellungen fanden wir heraus, dass unsere Klienten sich sehr ähnlich verhalten. Die weiblichen Coachees buchen eher die weicheren Themen, Partnerschaft, Familien, Zufriedenheit, Ausgleich, Kommunikation und Stressprävention. Die männlichen Coachees fokussiert sich auf Beruf, Karriere, Führung, Teamdynamik und Konfliktbewältigung.

Unsere Erfahrungen hatten auch eine große Übereinstimmung bei der Coach Auswahl. Die männlichen Coachees bevorzugten männliche Coaches, mit einer großen Ausnahme. Sobald bei den männlichen Coachees auch weiche Themen, wie Probleme in der Partnerschaft oder in der Familie zum Thema wurden, wird eher der weibliche Coach gewählt.

Die meisten weiblichen Coachees bevorzugten einen weiblichen Coach und sie ahnen es schon. Es sei denn, sie haben Themen zu bearbeiten die mit Job, Karriere und Führung zu tun hatten, dann wählten sie häufiger den männlichen Coach.

Ist das nun ein Zufall, eine statistische Anomalie oder durchaus nachvollziehbar?

Die große unbeantwortete Frage, bestimmt unser Geschlecht unsere nach außen wahrnehmbare Handlungskompetenz oder warum kommt diese Coach-Auswahl zustande?

Auch bei diesen Fragen waren wir uns einig. Wenn auch mit einem Augenzwinkern. Wir waren zu dritt, zwei weibliche Coaches und ich. So etwas geschieht selten. Denn wenn drei Coaches zusammenkommen, behaupten böse Zungen, bei drei Coaches gäbe es in jedem Fall sechs diametrale Meinungen. Aber wieder zurück zum Thema.

Ich habe in den letzten zwei Jahren öfter die Anfrage gehabt, dass ganz speziell nach einem männlichen Coach gesucht wird.

Gibt es zu viele weibliche Coaches?

Coacht eine Frau anders als ein Mann?

Warum werden gerade von Frauen in Führungspositionen Männer als Coach bevorzugt?
Hierzu vielleicht kurz ein paar statistische Daten aus dem Coaching-Business. Der durchschnittliche Coach ist weiblich, 47 Jahre alt. Ist freiberuflich oder selbständig mit eigener Firma am Markt tätig. Sie hat in der Regel ein Coaching oder Beraterausbildung absolviert und einen psychologischen, pädagogischen oder wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund. Der ICF Global Coaching Study von 2016 zufolge, liegt der Anteil der weiblichen Coaches in Westeuropa bei 66%. Also zweidrittel der Coaches sind weiblich. Mit 64% sind die Frauen auch eindeutig in der Mehrheit, wenn es darum geht einen Coach zu buchen um sich begleiten zu lassen.

Wenn Frauen also das Coaching Business dominieren, wie hilfreich ist das für uns Männer, die einen Coach suchen?

Somit bin ich als Mann diesmal also der Quotenmann, ein Schelm wer Böses dabei denkt.

Wie beantworten wir nun diese Fragestellung, nachdem wir wissen, dass es mehr weiblich als männliche Coaches gibt. Das ist eine sehr interessante Fragestellung, wie ich finde. Gerade aus der Gegebenheit heraus, dass ich sehr viele Menschen in Führungsrollen coache oder ihren Karriereweg durch Coaching begleiten darf und ausgewählt werde, weil ich ein männlicher Coach bin. Da stellt sich doch die Frage: „Warum werde ich ausgewählt?

Fakt ist, wenn jemand wissen möchte, wie die in Teilen Männer dominierten Business Welt funktioniert, ist es sinnvoll einen männlichen Coach/Mentor auszuwählen. Als Mann kann ich aus der Praxiserfahrung erklären, warum sich ein anderer Mann so verhält, warum er sich bedroht fühlt oder warum er die Alpha-Rolle auslebt. Als Frau kann ich oftmals nur Mutmaßung anstellen oder in Theorien schwelgen.

Als Mann kann ich die Intensität der Emotionen fühlen, spüren und interpretieren. Deswegen weiß ich, dass ein Mann als Coach /Mentor die Männerwelt einfach besser deuten, beschreiben und erfassen kann als eine Frau. Ich würde mir auch nie anmaßen wollen, die Frauenwelt besser deuten zu wollen als eine Frau.

Im europäischen Vergleich, schneiden wir mit dem Frauenanteil in Führungsrollen eher schlecht ab. Das ist ein Fakt den wir ändern sollten aber gleichzeitig ist es auch die aktuelle Realität. Das bedeutet ein Großteil der Führungspositionen wird nach wie vor von Männern vergeben. Frauen in der Führungsrolle sind demnach von Männerorganisationen und -gruppen umgeben.

Wir Menschen mögen Menschen die uns ähnlich sind. Umfangreiche neurologische Studien beweisen das. Das könnte also ein Grund sein warum Männer eher Männer einstellen. Auch wenn wir das nicht gut finden müssen, ist es jedoch eine Tatsache. In meiner beruflichen Praxis spreche ich sehr oft mit Personalleitern, Geschäftsführern und Vorstände im Mittelstand und bekomme sehr oft die Aussage „Wir würden ja auch liebend gerne Frauen auf unsere offenen Führungsrollen einstellen, jedoch bekommen wir keine Bewerbungen.“ Von einigen höre ich andere Begründungen oder sind es vielleicht Ausreden? „Bei uns herrscht ein robuster Umgang, das ist nichts für eine Frau.“ oder „Den Bewerberinnen fehlt einfach die Qualifikation, ich stelle die beste Qualifikation ein, nicht ein Geschlecht.“ oder „Wir sind ein eingeschworenes Team, eine Frau würde da nur stören.“

Ich verstehe und begrüße die Anfragen von weiblichen Führungskräften nach einem männlichen Coach und Mentor. Oft soll ich ihnen helfen zu verstehen wie Männer funktionieren und warum sie sich Männer verhalten wie sie sich verhalten.

Wer könnte Ihnen besser erklären, nach welchen Regeln die Männer dominierte Führungswelt spielt, als ein Mann. Als Mann lese ich nicht nur die Körpersprache, die Gestik und die Mimik meines männlichen Gegenübers. Nein, ich sauge sie auf, weil unser Instinkt uns leitet, schließlich muss ich die interne Rangfolge im sozialen Verbund (Rudel) sofort erkennen und mich positionieren.

Eine Frau nimmt diese Wahrnehmung anders auf. Ich möchte wirklich nicht despektierlich verstanden werden. Wir haben zwei Geschlechter und das ist gut so. Jedes Geschlecht hat Stärken und Schwächen. In unserer Gesellschaft kann jeder alles erreichen, wenn sie/er es wirklich will. Und das ist gut so.

Ein männlicher Coach, auch wenn er in der Minderheit ist, hat seine Berechtigung. Nur wir können die Feinheiten der Intensität in der männlichen Interaktion spüren und richtig deuten. Es gibt Situationen, bei denen es einem Mann leichter fällt sich einem männlichen Coach/Mentor zu öffnen. Peinlichkeiten oder ein Schamgefühl treten bei einem männlichen Coach in den Hintergrund.

Wenn laut der ICF Studie der Anteil der männlichen Coachees nur bei 34% liegt, so müssen wir uns die Frage stellen, warum buchen im Vergleich so wenige Männer ein Coaching.

Vielleicht liegt auch hier die Ursachenforschung in der Sozialisierung und Prägung.

Liebe Männerwelt, man hat uns beigebracht stark zu sein, unabhängig zu sein, erfolgreich zu sein und im Wettbewerb zu bestehen. Die Zeiten, die Erwartungen und die Anforderungen haben sich in den letzten 15 Jahren dramatisch geändert. Im Wirtschafts- sowie im Privatleben haben mittlerweile gänzlich andere Einflussfaktoren die Führung übernommen. Das Portfolio des Erfolgs ist eine Kombination aus Leidenschaft, Kompetenz, Mut, Wille, sozialer Intelligenz und emotionaler Intelligenz.

Umfangreiche Studien belegen, dass die Menschen die heute und zukünftig beruflich und privat erfolgreich sind und sein wollen, einen entscheidenden Mehrwert mitbringen. Sie besitzen eine außerordentlich hohe emotionale Intelligenz. Die eigene persönliche emotionale Kompetenz lässt sich durch Sensibilisierung deutlich steigern, fangen Sie an, Ihre Persönlichkeit zu formen.

Deswegen „Liebe Männer – Coaching wirkt, Ihr müsst den Mut haben, es für Euch zu nutzen!”

Ich freue mich über Ihre Kommentare und verspreche sie zu beantworten.

Stefan Kozole

Coach und Trainer auch für Männer

 

Über Stefan Kozole 4 Artikel
Stefan Kozole ist Umsetzungscoach und -trainer und verfügt ich über 25 Jahre Berufs- und Führungserfahrung in verschiedenen Personal-, Vertriebs- und Serviceorganisationen in internationalen Konzernen. Durch die unterschiedlichen beruflichen Positionen entstand die spannende Kombination aus Personal-/Führungskräfteentwickler, Verkäufer und Vertriebsführungskraft. www.cotur.de

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